"Russian Style" am Onega-See
"Aber warum seid ihr ausgerechnet nach Karelien gekommen?" fragt Nikolai Jürgen bestimmt schon zum dritten Mal. Es scheint ihm nur schwer begreiflich, dass man diese Gegend zum Ziel einer solch langen Anreise oder eines ausgedehnten Aufenthalts machen könnte. Er habe Deutschland auch schon kurz besucht, da sei es doch "so viel sauberer als hier". Kurz zuvor haben die beiden Nikolais Auto aus dem Sand geholt, in dem es sich festgefahren hatte.
Wir sind gerade dabei, unser Zelt am Onegasee abzubrechen, als wir den Pkw mit den durchdrehenden Rädern bemerken. Jürgen nähert sich zunächst mit Sandblechen, doch diese sind Nikolai ein wenig suspekt; dann der Vorschlag seinen Wagen aus dem tiefen Sand zu schleppen, aber der junge Russe gibt uns zu verstehen, daß er keine Abschleppöse an seinem Auto hat - wir sollen es "Russian Style", also mit Anschieben, versuchen. Und so werden die Männer des losen Untergrundes allmählich Herr. Nikolais Begleiterinnen und ich schauen dem Treiben aus ein paar Metern Entfernung zu. Gemeinsame Interessen von Meditation bis zur Musik sind schnell gefunden, und so mangelt es uns nicht an Gesprächsstoff. Die drei stammen aus dem nahen Petrozavodsk und besuchen ein kleines Zeltlager von Jugendlichen - eine von Nikolais Begleiterinnen will dort nach ihrem Sohn schauen.
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