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Bear Sanctuary

Rumänien besitzt nach Russland die größte Population von freilebenden Braunbären in Europa. Viele von ihnen ereilte ein sehr trauriges Schicksal: Als Bärenjunge gefangen und von ihrer Mutter getrennt, wurden (und werden sie manchmal heute noch) in kleinen Käfigen oder an Ketten gehalten, mussten zur Belustigug der Touristen im Hinterhof mancher Restaurants, in Klöstern oder im Zirkus Kunststücke aufführen, wurden vernachlässigt und gequält.

Kurz vor der Jahrtausendwende entdeckte die Rumänin Cristina Lapis drei solcher gefangengehaltener Bären neben einem Restaurant und fasste den Entschluß, den geschundenen Tieren zu helfen. Heute kann man die Früchte ihrer Arbeit und der ihrer Helfer in der Libearty Bear Sanctuary in der Nähe von Zarnesti bei Brasov mit eigenen Augen sehen. Das 70 Hektar Eichenwald umfassende Bärenreservat ist eines aus einer ganzen Reihe solcher Schutzräume für die pelzigen Tiere, die es auf die ursprüngliche Initiative des Tierschützers Victor Watkins hin mittlerweile auf der ganzen Welt gibt. Watkins hat 2011 einen schönen, auf englisch erhältlichen Bildband zum Reservat in Zarnesti herausgebracht. Die Arbeit der Tierschützer vor Ort wird unter anderen durch die Welttierschutzgesellschaft und die Fondation Brigitte Bardot unterstützt. Helfen kann im Grunde jeder, indem man zum Beispiel die Patenschaft für einen der Bären übernimmt.

Eine kleine Gruppe Besucher hat sich an diesem Tag vor dem winzigen Laden am Eingang des Reservats versammelt, welcher eine wunderbare Auswahl an Kleinigkeiten für jeden Bärenfreund bietet. Sogar vom Kaffeeautomaten lächelt einen ein putziger Teddybär an.

Der Zutritt ist nur mit Führung erlaubt, und auch wenn die Mitarbeiterin des Bärenreservats für uns Photobegeisterte eindeutig zu schnell durch den Park hastet, so beantwortet sie doch geduldig all unsere Fragen. Seit wir die Anlage im Jahre 2011 zum ersten Mal besucht haben, hat sich erfreulicherweise einiges getan. Zunächst informiert ein kurzer Film über Entstehungsgeschichte und Ziele der Libearty Bear Sanctuary, und dann dürfen wir endlich zu den Bären!

Wir sind um 11 Uhr vormittags gerade richtig zur Fütterungszeit da, also bekommen wir besonders viele Tiere zu sehen, da sie des Futters wegen an die Zäune kommen. Die Nahrung für die mittlerweile 78 Bären stammt hauptsächlich aus Spenden von Supermärkten, und so wird den Allesfressern ein reichhaltiger Speiseplan geboten.

Wir beobachten Lydia, eine der ersten Bärendamen im Reservat, den blinden Max, der in einem Einzelgehege gehalten werden muss, und zahlreiche andere Bären, wie sie sich über Fleischbrocken hermachen, in den kleinen Teichen herumtollen oder sich einfach nur die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Manch einem der Tiere sieht man sein vergangenes hartes Leben deutlich an, und umso mehr freut man sich, dass es ihm nun so viel besser geht. Ein normales Bärenleben werden diese hier aber nie führen können, durch ihre Gewöhnung an den Menschen haben sie all ihre Instinkte für ein selbstständiges Überleben in der Natur verloren; so halten sie keinen Winterschlaf mehr und könnten sich auch ohne Fütterung nicht mehr selbst versorgen. In der Wildnis werden die Raubtiere etwa 25 Jahre alt, im Reservat erreichen sie oftmals das doppelte Alter.

Ein kleines Denkmal für Maya, die den Ausschlag für dieses Projekt gab, die aber aufgrund schwerer seelischer und körperlicher Verletzungen ihr neues Leben nicht lange geniessen konnte.

Obwohl das Reservat hauptsächlich Bären ein neues, besseres Leben zu ermöglichen versucht, gibt es hier auch ein Rudel Wölfe und Luna, eine einsame Wölfin, die vom Rudel nicht akzeptiert wurde und nun ein eigenes Refugium bekommen hat. Bis vor ein paar Jahren teilten sich ein paar der Bären ihr Gehege noch mit einem gewitzten Fuchs, der seinen größeren Mitbewohnern ganz gerne mal die leckersten Bissen klaute. Heute tun dies die zahlreichen Raben, die in den Baumwipfeln immer wieder das ein oder andere Stück Fleisch in Sicherheit bringen.

Viel zu schnell muss unsere kleine Gruppe das Reservat wieder verlassen. Wie die ältere Dame, die mit ihrer Familie aus Porto Alegre in Brasilien angereist ist, es so schön formuliert hat: Wir haben ja alle oft gute Ideen im Leben, aber eine solche auch umzusetzen, wie Cristina Lapis es hier bei Zarnesti gemacht hat, verdient größten Respekt. Seit 2006 in Rumänien ein Gesetz gegen die Haltung von Wildtieren in Kraft getreten ist, gibt es Hoffnung, dass das Team der Libearty Bear Sanctuary immer seltener ausrücken muss, um gefangene Wildtiere zu befreien. Und den Bären aus Zarnesti bleibt viel Platz, um ein Bärenleben zu führen, das so glücklich und normal wie möglich ist.

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