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Ein kleiner Fisch namens Muikku

Die freundliche Verkäuferin am Marktstand häuft Kartoffeln und Gemüse auf den Plastikteller und dann obendrauf gegrillten Lachs und die kleinen, gebratenen Maränen, auf finnisch Muikku. Wir sind vom ersten Bissen an begeistert; den zarten, salzigen Fisch kann man mit Kopf und Gräten verspeisen, und er eignet sich auch wunderbar als Snack mit Knoblauchsauce auf die Hand. Jürgen probiert poro, Rentier, auch nicht übel. Wir sitzen am Hafen, zwischen bunten Ständen voller Leckereien, zwischen kleinen Segelyachten und zahllosen Touristenkähnen, mit schöner Aussicht auf das Rathaus und den schneeweißen Dom. Helsinki wimmelt hier vor Besuchern und Einheimischen, und doch findet man schnell ein gemütliches Plätzchen.

Gestern sind wir in der finnischen Hauptstadt an Bord einer Fähre der Viking Line angekommen. Schon von weitem empfängt uns Helsinki mit schönen Felsinseln vor dem Hafen und einem grandiosen Blick auf die Stadt.

Sogar die Müllautos sind hier etwas freundlicher.

Wir beziehen Quartier auf dem Campingplatz Rastila, östlich etwas außerhalb der Stadt gelegen. Zwischen zahlreichen Campern machen wir es uns auf einem kleinen Streifen Grün gemütlich und genießen die warme Abendsonne. Beim Wäschewaschen lernen wir eine sehr sympathische Australierin kennen, die mit ihrem Mann im Skippy Express, wie sie ihren Offroad LKW nennen, nun schon fünf Monate lang durch Südostasien, China, die Mongolei und Russland getuckert ist und nun schließlich in Helsinki eine kleine Pause einlegt. Keine Frage, dass sie allerhand Spannendes zu berichten hat; so seien die Russen ihrer Erfahrung nach zu Anfang etwas zurückhaltend, aber wahnsinnig hilfsbereit, wenn man erstmal das Eis gebrochen hätte. Später holen wir uns an der Rezeption noch die Helsinki Card, mit der man für 44 Euro pro Person für 24 Stunden nicht nur öffentliche Verkehrsmittel und Fähren benutzen kann, sondern auch in zahlreichen Museen freien Eintritt erhält sowie Rabatte in vielen Restaurants und Geschäften.

Nach dem üppigen Mahl aus Fisch und Rentier lassen wir uns von einem nahezu leeren Ausflugsboot durch die weitverzweigten Kanäle vor Helsinki schippern. Vorbei an der berühmten, auf mehrere Inseln verteilten Festung Suomenlinna, von der die Garnisonskirche hinter den hohen Mauern hervorsticht. An den Ufern liegen unzählige kleine und größere Holzhäuschen, jedes mit eigener Sauna und Treppe zum Wasser. Manch einer hat vor diesen meist als Sommerhäuschen und zur Erholung genutzten Gebäuden seine kleine Yacht oder gar ein eigenes Wasserflugzeug festgemacht. Ein klein wenig beneiden wir die glücklichen Besitzer dieser kleinen Hütten mitten im Wald ja schon. Später erhaschen wir noch einen kurzen Blick auf die 24000 PS starken Eisbrecher der finnischen Flotte, die bis zu fünf Meter dickes Eis überwinden können.

Auf dem Platz vor dem Dom, in unserem Reiseführer als Herz der Metropole gepriesen, sind vor allem Touristenbusse und ihre Insassen samt Selfiesticks und mit Täfelchen wedelnde Stadtführer zu sehen. Dennoch erhebt sich das weiße Gotteshaus beindruckend vor dem tiefblauen Himmel; im Inneren schlicht und etwas Gold und ein eindrückliches Altargemälde.

Wir schlendern durch das Marktviertel mit seinen zahlreichen Restaurants und kleinen Geschäften, lassen uns wieder durch das Wuseln auf dem Markt treiben und kommen auf dessen Ostseite zur backsteinernen Uspenski-Kathedrale. Die orthodoxe Kirche läßt mit ihren grünen Dächern und den golden bekrönten Türmchen ein wenig an russische Kirchen denken. Wirklich beeindruckend ist das scheinbar frisch renovierte Innere, weiträumig, friedlich, das Nachmittagslicht malt schöne Muster auf die Ikonen und überdimensionalen Leuchter.

Am nächsten Tag sitzen wir wieder in einem Boot, in Finnland kommt man da nicht drumherum. Diesmal ist es die Fähre zur Festung Suomenlinna, die sich auf dem Meer vor Helsinki auf mehrere Inseln verteilt. Das Heck der kleinen Fähre wird von kreischenden Möwen umschwirrt.

Die Festungsanlage wurde im 18. Jahrhundert von den Schweden, welche zu dieser Zeit Finnland beherrschten, als Verteidigungsposten gegen Russland gebaut. Wir sind natürlich nicht die einzigen Besucher, aber erfreulicherweise ist das Festungsareal so weitläufig, dass man nicht nur mehrere Stunden dort herumwandern kann, sondern auch schnell wieder wegkommt von der Menge. Weithin sichtbar, die weiße Garnisonskirche. Früher orthodox, heute evangelisch-lutherisch; auf ihrem Turm befindet sich heute noch ein Leuchtfeuer für Flug- und Schiffsverkehr.

Wir besuchen ein Trockendock, in dem immer noch Holzschiffe restauriert werden. Und ein U-Boot aus dem 2. Weltkrieg, durch dessen enge Gänge man sich zwängen kann. Die recht gut erhaltenen Festungsanlagen, die stellenweise an Hobbithöhlen erinnern, werden bevölkert von Feldhasen und Enten.

Im Laufschritt schaffen wir es gerade noch zur Königspforte, als sich eine Fähre der Viking Line durch die schmale Meerenge schiebt.

Nach so viel Sehenswürdigkeiten und Touristen wird uns Helsinki aber doch zu eng und wir machen uns auf Richtung Osten, nach Finnisch-Karelien.

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