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Baile Herculane

Der kleine Welpe versucht sich aufzurichten, bricht jedoch gleich wieder zusammen. Die letzten Tage hat er merklich abgebaut. Lief er anfangs noch von alleine herum, suchte die Nähe der anderen Welpen und legte sich dicht an sie, kann er sich heute kaum noch von alleine bewegen. Ein leises Winseln ist zu hören wenn man sich dicht über ihn beugt. Ich nehme ihn auf den Arm und spüre bei jedem Streicheln seinen abgemagerten und zerbrechlichen winzigen Körper unter meinen Fingern. Aus seinem kleinen, dunklen Auge schaut er mich an, das zweite öffnet er kaum noch. Während Ruth die restlichen Welpen mit Futter ablenkt und schnell umringt ist von einem wuselnden Knäuel kleiner Hunde, kann ich versuchen, den Kleinen zu füttern. Auf das Futter reagiert er gar nicht und auch auf eine Vitaminpaste aus der Tube nicht. Er macht nicht einmal Anstalten, den Mund zu öffnen. Sein Fell entpuppt sich beim näheren Betrachten als eine Herberge für Flöhe. Überall kreucht und fleucht es und die Plagegeister von beachtlicher Größe piesaken den Kleinen noch zusätzlich. Uns bleibt schließlich nichts übrig, als den Welpen auf eine weiche und warme Decke zu legen und zu hoffen, dass er die Nacht überlebt.

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Im Garten der Epidemiologen

Fährt man im Südwesten Rumäniens auf der Verbindungsstrecke von Caransebes nach Hateg, so tauchen rechter Hand schon bald die massigen Gipfel des Retezat-Gebirges auf. Es bildet den westlichsten Teil der rumänischen Südkarpaten. Seine zahlreichen über 2000 Meter messenden Gipfel reihen sich aneinander wie die schneebedeckten Zinnen einer gewaltigen Festung. Der höchste unter ihnen ist die Peleaga-Spitze mit 2509 Metern. Der namensgebende Retezat-Gipfel ist nur geringfügig kleiner und hat laut einer alten Volkssage seine Spitze durch den Zorn einer eifersüchtigen Riesentochter verloren.

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Mishu und seine Hunde

Aus den Lautsprechern dröhnt Metal- und Rockmusik vergangener Tage, aus den guten alten Zeiten könnte man sagen. Zu dritt nebeneinander haben wir es uns in dem Kleinbus von Mishu bequem gemacht und rumpeln über rumänische Straßen. Mishu nimmt sich einen ganzen Tag Zeit und zeigt uns die Gegend rund um Baile Herculane, einem Ort dicht an der Grenze zu Serbien. Die Mehrzahl der Häuser, die an den Fenstern vorüber ziehen, hat ihre Blütezeit lange hinter sich. Die Fassaden bröckeln, Fenster sind zersplittert und der Bahnhof, wo einst Kaiserin Sissi ankam um die Sommermonate hier zu verbringen, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Man mag sich kaum vorstellen, wie dieser Ort aussehen könnte, wäre dem Verfall rechtzeitig Einhalt geboten worden. Aus Mishus Stimme klingt deutlich Frust und Resignation, wenn er von Korruption und Vetternwirtschaft berichtet, und das Bild, das er von der Zukunft zeichnet, macht wenig Hoffnung.

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Die besten Offroad-Reiseblogs 2015!

Ende letzten Jahres hat das Online Magazin "Matsch und Piste" dazu aufgerufen, sich für die Wahl des besten Reiseblogs zu bewerben. Wir freuen uns sehr aus über 60 Einsendungen auf Platz sieben gewählt worden zu sein! Danke an die Jury bestehend aus Andrea Hartenfeller (Allrad LKW Gemeinschaft), Andreas Pflug (Offroad-Forum) und Alexander Wohlfarth (Buschtaxi) und natürlich an "Matsch und Piste" für die Aktion. Unter den vielen Einsendungen sind zahlreiche tolle Erlebnisse, Geschichten und Fotos zu finden. Reinschauen lohnt sich auf alle Fälle.

Kalender 2016

Unsere beiden Kalender mit Landschaftsaufnahmen aus Finnland (ISBN: 978-3-664-67841-9) und Fotos aus dem Norden Russlands (ISBN: 978-3-664-73499-3) sind fertig! Falls also noch jemand ein Weihnachtsgeschenk sucht oder sich selbst einen Kalender für das kommende Jahr an die Wand hängen möchte, ab sofort kann zugegriffen werden.

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Unsere Fotoausrüstung

Da wir immer wieder gefragt werden mit was wir fotografieren und filmen und weil es uns bei anderen auch interessiert, wollen wir hier einen kurzen Einblick in unsere momentane Ausrüstung geben.

Grundlegend ist es natürlich wie so oft eine Frage des Geschmacks und der Vorliebe, ob man mit einer leichten Kompaktkamera oder einer schweren Spiegelreflex fotografiert, ob man lieber Zoomobjektive oder Festbrennweiten verwendet. Bei der Wahl der Kamera ist es ähnlich wie bei der Wahl des Fahrzeugs, ans Ziel kann einen ein Defender oder Landcruiser oder Allrad-LKW bringen. Und häufig haben wir erlebt, dass am Ende einer schlechten und holprigen Piste ein alter Dacia steht, der seine Insassen genauso ans Ziel gebracht hat. Die teuerste Kamera macht nicht automatisch die besseren Fotos, aber gewisse Dinge können durchaus das Fotografenleben erleichtern.

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Spuren wilderer Zeiten

Schon von Weitem hört man das Hämmern und Sägen. Inmitten gedrungener Hütten aus verwittertem Holz entsteht eine neue. In traditioneller Bauweise ragen ihre hölzernen Mauern bereits mannshoch in den blauen Himmel. Die drei Handwerker, die sie errichten, tragen Kleidung wie aus alter Zeit, an ihren Gürteln hängen kleine Werkzeuge und ein Trinkhorn. Unweit steht ein kleiner Karren voller Helme und Schwerter und Schilde. Und auf dem Fenstersims des offenen Nebengebäudes steht frisch im Steinofen gebackenes Brot. Alles wirkt lebendig und echt, nicht wie in einem Museum konserviert und hindrapiert. Die Zeit der Wikinger, hier im Süden Schwedens wird sie von ein paar Enthusiasten am Leben gehalten.

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Von Rentieren und Weihnachtswichteln

Nicht einmal der Arbeitsplatz des Weihnachtsmannes ist in diesen Zeiten sicher. Jahrelang saß er Tag für Tag in seinem Haus am Polarkreis, begrüßte die Besuchermassen und erfreute nicht nur die Kinder unter ihnen. Doch nun kommen aus Russland und Südeuropa dank der Krisen in diversen Teilen der Welt immer weniger Besucher, und so mußte die Firma, bei der der Bärtige mit Kapuze angestellt ist, Insolvenz anmelden.

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Dantes Inferno

"Ein Untier, wild und seltsam, Zerberus,
Bellt, wie ein böser Hund, aus dreien Kehlen
Jedweden an, der dort hinunter muß."

Den Höllenhund mag sich Dante Alighieri mit Sicherheit anders vorgestellt haben, als er im 14. Jahrhundert in der "Göttlichen Komödie" den Bewacher der Unterwelt beschrieben hat, aber unweigerlich muß ich an Zerberus denken, als der kleine Welpe kläffend auf mich, den Eindringling, zukommt.

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Kapstadt des Nordens

Entschlossen und ein wenig verträumt schaut Aljoscha nach Westen. Sein Blick geht zum "Tal der Ehre" hin, wo vor über 70 Jahren die Rote Armee, der er auch angehört, in verlustreichen Kämpfen die Wehrmacht zurückgeschlagen hat. Seine Waffe steht fest neben ihm, zu seiner Rechten eine in Trauer über die Gefallenen gesenkte Flagge. Zu seinen Füßen liegen die Knochen eines unbekannten Soldaten unter einer Marmorplatte und ewiges Feuer flackert lebendig im Wind. Stahlhelme liegen daneben, manche von Geschossen zerfetzt. Aljoscha ist über 35 Meter hoch und ragt steinern über einem unbebauten, von Bäumen und Büschen bewachsenen Hügel auf. Unter ihm erklingt das Surren von Schiffsmotoren und der Lärm von Kränen und vollbeladenen Containerzügen, die sich auf einem der vielen Schienenstränge in Bewegung setzen. Könnte Aljoscha seinen Kopf von hier aus nach Süden drehen, so breitete sich Murmansk vor ihm aus.

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Kolahalbinsel

Manche sagen, hier finde man die letzte wahre Wildnis Europas. Für andere ist sie vom jahrzehntelangen, exzessiven Bergbau schwer gezeichnetes Hinterland. Einige finden hier heilige Stätten und mystische Landstriche. Die Kolahalbinsel präsentiert sich uns beim ersten Kennenlernen vor allem als ein Stück unberührte Natur. Jenseits der wenigen Straßen und Pisten liegen viele tausend Quadratkilometer, auf die möglicherweise noch nie ein Mensch seinen Fuß gesetzt hat. Manche Dörfchen, besonders an der Nord- und Ostküste, sind nur vom Wasser aus erreichbar.

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Der Archipel Solowetzki

Nervös hüpft die Kamera auf und ab. Bei jedem Stein, jeder Wurzel, überhaupt jeder kleinen Unebenheit droht sie aus dem kleinen Korb vorne am Lenker zu springen.

Wir haben uns am Morgen zwei Räder geliehen, keine "Speedbikes", wie uns die nette Dame mitteilt. Und wir sind froh drum, sind diese einfachen Eingangräder mit Rücktrittbremse doch irgendwie das Pendant zu unserem Dicken, gemütlich, langsam, bequem. Wir haben seit dem ersten Meter Spaß und legen die paar Kilometer durch den Wald, wo wir die letzte Nacht in einem Feriencamp verbracht haben und für die wir am Abend zuvor eine gefühlte Ewigkeit bepackt mit unseren Rucksäcken und Stativ benötigt haben, innerhalb kürzester Zeit zurück. Bald schon stehen wir an einem kleinen See, in dem sich die Ostseite der Klosteranlage von Solowetzki spiegelt.

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Petroglyphen

Es ist ein kleines, eher unscheinbares Tier, ein Reh vielleicht oder eine Elchkuh. Es ist wahrscheinlich weit über 6000 Jahre alt. Deutlich erkennt man seinen Kopf und seine Vorderläufe, die Hinterläufe sind verlängert und enden in einer kleinen Spirale. Der einzigen Spirale weit und breit, was dieses Tier zu etwas Besonderem macht. Nadeschda zeichnet es für uns mit Kreide auf dem flechtenbewachsenen Stein nach. Auch sie, die dieses Tier entdeckt hat, muss immer wieder mit den Fingerspitzen auf der rauhen Oberfläche nach den schwachen Spuren des kleinen Kunstwerks suchen. Mit etwas Phantasie ist es schließlich zu sehen, wenn auch nicht ganz so deutlich wie auf ihrem grünen T-Shirt. Hier, auf einem weitläufigen Felsplateau in den Wäldern nahe der Stadt Belomorsk am Weißen Meer, gibt es so viele bildhafte Gravierungen im Gestein, dass auch heute, über 50 Jahre nach ihrer Entdeckung, noch ständig neue identifiziert werden.

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"Russian Style" am Onega-See

"Aber warum seid ihr ausgerechnet nach Karelien gekommen?" fragt Nikolai Jürgen bestimmt schon zum dritten Mal. Es scheint ihm nur schwer begreiflich, dass man diese Gegend zum Ziel einer solch langen Anreise oder eines ausgedehnten Aufenthalts machen könnte. Er habe Deutschland auch schon kurz besucht, da sei es doch "so viel sauberer als hier". Kurz zuvor haben die beiden Nikolais Auto aus dem Sand geholt, in dem es sich festgefahren hatte.

Wir sind gerade dabei, unser Zelt am Onegasee abzubrechen, als wir den Pkw mit den durchdrehenden Rädern bemerken. Jürgen nähert sich zunächst mit Sandblechen, doch diese sind Nikolai ein wenig suspekt; dann der Vorschlag seinen Wagen aus dem tiefen Sand zu schleppen, aber der junge Russe gibt uns zu verstehen, daß er keine Abschleppöse an seinem Auto hat - wir sollen es "Russian Style", also mit Anschieben, versuchen. Und so werden die Männer des losen Untergrundes allmählich Herr. Nikolais Begleiterinnen und ich schauen dem Treiben aus ein paar Metern Entfernung zu. Gemeinsame Interessen von Meditation bis zur Musik sind schnell gefunden, und so mangelt es uns nicht an Gesprächsstoff. Die drei stammen aus dem nahen Petrozavodsk und besuchen ein kleines Zeltlager von Jugendlichen - eine von Nikolais Begleiterinnen will dort nach ihrem Sohn schauen.

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